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Pressemitteilung
Natur statt Asphalt – Essen entsiegeln

Natur statt Asphalt – Essen entsiegeln

Entsiegeln statt Versiegeln - dies kann und muss konsequente Weg in die Zukunft sein

Essen ist zu 36,83 % asphaltiert oder auf andere Weise versiegelt. Schauen wir nur auf den Essener Norden, ist dort die Zahl noch um einiges - erschreckend - Höher. Auf vielen dieser Flächen ist dies vollkommen unnötig.

Dabei ist lebendiger unversiegelter Boden lebenswichtig für unsere Stadt:

  • Er nimmt den Regen auf und führt ihn dem Grundwasser zu.
  • Er ermöglicht Pflanzen und Tieren Zugang zum Regenwasser über die oberen Bodenschichten und über Pfützen.
  • Er speichert Feuchtigkeit, gibt sie bei Erwärmung an die Luft ab und erzeugt Kühlung.
  • Er speichert CO₂.
  • Er bietet Lebensraum für Bodenorganismen, Tiere und Pflanzen.
  • Er schafft der Stadt grüne Lebensadern, naturnahen Raum für gesunde Bewegung im Grünen und für die Regeneration vom Stress der Großstadt.

Auf asphaltierten Flächen hingegen

  • fließt das Regenwasser in die Kanalisation und wird damit zu Abwasser, anstatt vor Ort im Boden zu versickern und zur Neubildung von Grundwasser beizutragen. Starke Regenfälle bringen zudem die Kanalisation zum Überlaufen.
  • entsteht an heißen Tagen glühende Hitze. Dies heizt die Stadt weiter auf, was zu erheblichen gesundheitlichen Belastungen bei den Essener:innen führt.
  • sind Fußgänger:innen stärker gefährdet, weil Fahrende mit Rad und E-Roller auf dem glatten Untergrund meist schneller und rücksichtsloser unterwegs sind als auf Schotter oder Sand.
  • strapazieren Fußgänger:innen und Jogger:innen ihre Gelenke.
  • fällt Lebensraum für Tiere und Pflanzen aus

Unversiegelte Flächen, auf denen der Boden atmen darf, sind also von zentraler Bedeutung für die Regenwasseraufnahme, das Klima, den Erhalt des Grundwasserspiegels und als Lebensraum. Sie sind ein entscheidender Faktor für die Stabilität städtischer Ökosysteme. Von der endlichen Ressource des ungestörten, unversiegelten Bodens hängt unsere Trinkwassergewinnung ab, wie auch die Bewässerung unserer Bäume, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.

Flächen zu entsiegeln, bedeutet, den vorhandenen wasserundurchlässigen Belag zu entfernen und eine Fläche wasserdurchlässig zu gestalten – z.B.als Grünbereich oder Biotop. Entsiegeln ist eine wichtige Maßnahme, um den gebietstypischen natürlichen Wasserhaushalt wieder herzustellen. So kann vor allem Regenwasser zurückgehalten werden und verdunsten, zur Grundwasserneubildung beitragen oder verzögert abfließen.

Wir fordern die Politik auf, ihre eigenen Vorgaben ernst zu nehmen und umzusetzen.

Denn bislang ist die Praxis eine andere: Neue oder neugestaltete Parks wie der Park am Nordbahnhof, der Gleisdreieckpark und der Kleine Tiergarten werden überdimensioniert mit Asphalt, Beton und Stein ausgestattet. Aus Grünflächen werden „Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung“, „Multifunktionsplätze“ oder „Stadtplätze“ wie am Olivaer Platz und am Neuköllner Weigandufer. Breite asphaltierte Radschneisen durchziehen seit 2015 die Schönholzer Heide und sind geplant entlang der westlichen Spree und des Teltowkanals.

Wir verlangen von der Essener Politik und Verwaltung, für den Schutz unserer Lebensgrundlagen Verantwortung zu übernehmen und im Sinne des Gemeinwohls radikal umzusteuern:

  • indem: konsequent versiegelte Flächen entsiegelt und möglichst viele Bäume gepflanzt werden.
  • indem: so viele Häuser wie möglich mit Gründächern ausstatten und bei jedem Neubau eine „Umweltprüfung“ durchgeführt wird.
  • indem: immer dann, wenn durch einen Neubau die Klimatisierung beeinträchtigt wird, soll er nicht möglich sein. Zur Klimatisierung gehört vor allem die Versorgung mit frischer Luft. Es gibt nämlich „Frischluftschneisen“, die wichtig sind für den Abtransport von Tageshitze.
  • indem: in den für unser Stadtklima so wichtigen „Frischluftschneisen“ darf generell kein Neubau mehr entstehen. Diese bringen frische, kühle Luft in die Stadt und transportieren die Tageshitze ab, daher sind diese essentiell für ein gutes Stadtklima.
  • indem: bevorzugt in „Baulücken“ Neubauten entstehen, ohne neue Flächen zu versiegeln oder gar Bäume zu fällen.
  • indem: überdimensionierte Straßenzüge zurückgebaut werden und/oder dem Fuß- bzw. Fahrradverkehr vorbehalten sind. So kann nicht nur der Ausstoß schädlicher Treibhausgase (CO2) verringert werden, sondern auch wichtige Flächen für grüne Oasen, die einen direkten und bedeutsamen Beitrag zur lokalen Abkühlung leisten können gewonnen werden.

„Essen-West ist der, mit knapp 100.000 Einwohner:innen, am dichtesten besiedelte Bezirk in Essen. Deshalb müssen entsiegelte Flächen, gerade in den Stadtteilen Altendorf, Frohnhausen und Holsterhausen, geschaffen werden. Die NaturFreunde Essen-West fordern daher, die Flächenpolitik in Essen konsequent zu verändern. Ziel sollte es sein, entsiegelte Flächen in Essen zu erhalten und zu erweitern. Unversiegelte Flächen sind von zentraler Bedeutung für die Regenwasseraufnahme, das Klima, den Erhalt des Grundwasserspiegels und als Lebensraum. Sie sind ein entscheidender Faktor für die Stabilität städtischer Ökosysteme. Entsiegeln statt Versiegeln - dies kann und muss der konsequente Weg in die Zukunft sein.“ sagt Simon Grundmann, Vorsitzender der NaturFreunde Essen-West und Mitglied im städtischen Ausschuss für Umwelt, Klima- und Verbraucherschutz.

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