NaturFreunde Frohnhausen/Altendorf
Friedenswanderung durch Essen-West

Friedenswanderung durch Essen-West

Vereine und Verbände aus Essen-West haben zur Friedenswanderung eingeladen

Die NaturFreunde Essen-West, die AWO Frohnhausen, die SPD Frohnhausen/Altendorf und die Naturfreundejugend Essen haben heute, am Sonntag, 20.11.2022, zur Friedenswanderung eingeladen. Der Treffpunkt war um 15:00 Uhr an der Wienenbuschbrücke. Zusammen haben wir an die Opfer grausamer Gewalt und die vielen Toten im Bezirk Essen-West gedacht.

An der ersten Station, der Wienenbuschbrücke, hat  Klaus Persch, Vorsitzender der AWO-Frohnhausen zur Andacht gesprochen. 

Am 13. Dezember 1944 wurden drei Soldaten der britischen Luftwaffe, nachdem sie mit dem Fallschirm aus britischen Lancaster-Bombern abgesprungen waren um sich zu retten, als Kriegsgefangene genommen und in Begleitung zweier Wehrmachtsangehöriger in Höhe der Wienenbuschbrücke von Zivilisten getötet. Eine Gedenktafel erinnert jetzt an das Geschehen.

Zweite Station war das ehem. Kriegsgefangenenlager an der Hamburgerstraße, wo Hemalatha Grundman, Vorsitzende der Naturfreundejugend Essen zur Andacht gesprochen hat.

Die Krupp-Dynastie beschäftigte während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, welche von den Nazis aus den besetzten Gebieten nach Deutschland deportiert worden waren. Im September 1943 gab es insgesamt 13.000 (!) Kriegsgefangene, die in größtenteils menschenunwürdigen Bedingungen hausten und tagtäglich für die Friedrich Krupp Gußstahlfabrik schufteten. Sie waren in provisorischen Lagern untergebracht, umgeben von Stacheldraht. Lager dieser Art gab es über das gesamte Essener Stadtgebiet verstreut. Die Arbeiterinnen und Arbeiter litten unter Mangelernährung. Trotz der nicht ausreichenden Versorgung, mussten sie in den Kruppschen Betrieben Schwerstarbeit leisten. Eines der Lager für Zwangsarbeitende wurde auf den städtischen Sportplätzen an der Hamburger Straße aufgebaut. Dieses Lager war ab Januar 1943 in Betrieb. In neun Wohnbaracken lebten mehr als 600 Frauen und deren Kinder. Das Lager an der Hamburger Straße wurde bei einem Bombenangriff im April 1944 zerstört. Danach wurde es nicht wieder aufgebaut. Heute steht dort die Elisabethschule.

Dritte Stattion war die Gedenkstätte am Grunerttunnel, im Volksmund auch „Teufelstunnel“ genannt. Dort hat der Vorsitzende der NaturFreunde Essen-West, Simon Grundmann zur Andacht gesprochen.

Wir wollen mit euch heute zusammen an die Opfer grausamer Gewalt und die vielen Toten im Bezirk Essen-West gedenkt. Das hier in der Nachbarschaft gelegene Kriegsgefangenenlager, belegt mit 644 französischen Kriegsgefangenen, war am 27. April 1944 bei einem Luftangriff der Alliierten zerstört worden. Von den 315 überlebenden Kriegsgefangenen wurden 170 im Grunert Tunnel einquartiert, der Rest als Zwangsarbeiter auf Fabriken verteilt.

Einige Nachbar:innen aus der Hirtsiefersiedlung erkannte dabei die drohende Gefahr. Sollte eine Bombe in der Näher der beiden Tunnelgänge niedergehen, würde der Tunnel zu einem Massengrab. Sie bauten einen stillgelegten Luftschacht an der Zeche Hagenbeck zu einem Luftschutzbunker um. Genau in diesem Bereich ging am 25. Oktober 1944 gegen 15:00 Uhr eine Bombe nieder, die einen Teil des Bunkers zum Einstürzen brachte und sieben Menschen das Leben kostete.

Vierte Station war am Friedenskreuz in Altendorf, wo der Vorsitzende der SPD Frohnhausen/Altendorf, Ali Kaan Sevinc zur Andacht gesprochen hat.

Zum Gedenken an die Opfer dieses und der zahlreichen weiteren Luftangriffe errichtete Bernhart Weber und weitere Überlebende am 03. Mai 1945 – bereits fünf Tage vor der Befreiung Deutschlands durch die Kapitulation am 8. Mai in Berlin, mit der der 2. Weltkrieg sein Ende fand – ein Friedenskreuz. Vor diesem Mahnmal reichten sich damals Deutsche aus Altendorf, Kriegsgefangene aus der damaligen Sowjetunion, Zwangsarbeiter aus Polen, Frankreich und anderen Staaten zur Versöhnung die Hände und beteten gemeinsam.

Auf Überreste von Patronenhülsen – später durch einen Gedenkstein ersetzt – gravierten sie damals die Worte: „ICH WILL, DASS IHR IN FRIEDEN LEBT. FÜR DIE OPFER IN SCHWERER ZEIT. 3. MAI 1945

Warum gerade wir als NaturFreunde immer wieder an diese schrecklichen Jahre erinnern und Mahnen, dass so etwas nie wieder passieren darf, hat Simon Grundmann in seiner Rede betont.

1933 war auch das vorläufige Ende der NaturFreunde-Organisation in Essen. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde die Vereinsarbeit gewaltsam unterdrückt, die NaturFreunde verboten, der Verein am 19.09.1933 aufgelöst, dass Häuserwerk wurde enteignet und das Vereinsvermögen beschlagnahmt. Die NaturFreunde-Bewegung war zerschlagen.

Verschiedenste Tarnungen sorgten aber für weiteren Zusammenhalt. Viele NaturFreund:innen sind in den antifaschistischen Widerstand gegangen und wurden politisch verfolgt. Viele NaturFreund:innen wurden gewaltsam gefoltert und getötet.

„12.03.1933 – Am Naturfreundehaus Ruhrtalhaus sollten die Außenanlagen nach der Winterzeit wieder freundlich hergerichtet werden. Etwa 100 NaturFreund:innen befanden sich auf dem Gelände. Ein Jugendlicher aus Haarzopf warnt: HJ und SA sind im Anmarsch. Was tun? War ein Kampf sinnvoll? Letztlich entschied man sich dagegen. Vorhandene Lebensmittel wurden schnell an die Anwesenden verteilt.Dann erscheinen etwa 25 Hitlerjungen – mit Dolchen und Beilen bewaffnet. Der Gefolgschaftsführer ist mit Pistole ausgerüstet. Die SA hielt sich im Hintergrund – im Wald – auf. Die auf den Stufen des Hauses sitzenden NaturFreund:innen werden mit der Pistole bedroht und alle werden aufgefordert – alles stehen und liegen zu lassen und das Gelände zu verlassen.“

Wettrüsten in aller Welt ist wieder aktueller denn je und es muss klar sein, Waffen schaffen keinen Frieden, sondern Kriege. Daher ist es für uns umso mehr eine Mahnung: NIE WIEDER KRIEG – NIE WIEDER FASCHISMUS.

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